Weit – wild – wundervoll

Das Gegenteil von „weit“ ist „eng“, bei „wild“ beschreiben die Begriffe „zahm“, „folgsam“ oder „friedlich“ das Gegenteil, und wie verhält es sich mit dem Wort „wundervoll“? Wir sagen dann „hässlich“, manchmal auch „schrecklich“ oder gar „ätzend“, wenn wir das Gegenteil ausdrücken wollen. Doch was meinen wir eigentlich genau, wenn wir etwas oder eine Person als „wild“ bezeichnen? Das Adjektiv „wild“ steht für „nicht domestiziert“, „nicht kultiviert“ oder auch „nicht zivilisiert“ und beschreibt aus der Perspektive der Allgemeinheit eine Eigenschaft oder einen Zustand, die oder der von der sozialen Norm abweicht. „Wild sein“ meint „anders sein“. Manche brüsten sich auch mit ihrer Wildheit oder schreiben darüber ein Lied, wie die Band „Die Ärzte“ („Ich bin Wild“). Bei Landschaften verbinden wir mit „wild“ intuitiv eine ganz besondere Ästhetik. Womit wir beim
aktuellen Heft angekommen sind und bei einer besonderen Wintergeschichte.

Kein Winter hier in unserer Region? Nur Schmuddelwetter, Nebel und Nässe? Das stimmt so nicht. Der Winter hat auch hier regiert und im Kriegswinter 1941/42 Deutschland im 20. Jahrhundert einen Kälterekord beschert. „Winter an der Ems“ hat „use“-Autor Dr. Andreas Eiynck seine Reportage betitelt, bei der schon allein das Betrachten der Fotos für eine dicke Gänsehaut sorgt. Warum? Weil die Kälte fast zu fühlen ist und weil die Aufnahmen von einem beeindruckenden Naturschauspiel und der wilden Schönheit einer vertrauten Landschaft im Winterkleid zeugen. Legendär für Norddeutschland sei schon davor der „große Winter“ 1607/08 gewesen, ist zu lesen, mit Frost vom 21. Dezember bis Anfang Juni. Können Sie sich das vorstellen? Über fünf Monate Frost? Bei aller Liebe für klare, kalte Frosttage, spätestens ab April dürfte es dann doch wärmer werden. Wild geht es auch bei der Sage vom „wilden Joljäger“ zu. Und ein Gefühl von wundervoller Weite können Sie beim Lesen über Vogelbeobachtungen – „Zugvögel am herbstlichen Himmel“ – in dieser Jahreszeit im Bargerveen nachempfinden. Wild leben die Kegelrobben auf Helgoland, die dort Anfang Januar an den wunderbar weißen Stränden der Helgoländer Düne ihren Nachwuchs zur Welt bringen. Dr. Andreas Schüring hat die eleganten Schwimmer in freier Natur beobachtet und seine Eindrücke für „use“ in Wort und Bild festgehalten. Natur ist auch das Stichwort für die Reportage über das Schüler-Filmprojekt „GreenCut“, das ein Jahr lang die Naturschutzmaßnahmen im Wacholderhain am Kloster Bardel in der Grafschaft Bentheim begleitet hat.

Außerdem finden Sie Reportagen über eine „Hochzeit eritreischer Flüchtlinge“ in diesem Heft sowie über das Projekt „Nyeri Kinderhilfe“. Und wir stellen Ihnen mit dem Otto Modersohn Museum in Tecklenburg ein echtes Kleinod vor. Was gibt es noch zu lesen? Beispielsweise eine Erkundungstour mit der Künstlerin Anja Buchheister durch die Region, wo sie sich von der Landschaft und der Natur inspirieren ließ. Buchheister erhielt in diesem Jahr das Künstlerstipendium der Emsländischen Landschaft und ist hierzulande keine Unbekannte, wuchs sie doch in der Grafschaft Bentheim auf. Interessantes zu Brauchtum, Freizeit, Gesundheit und vieles mehr ist auf den nächsten Seiten zu finden.
Und nun wollen wir Sie nicht mehr länger vom Lesen abhalten.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr Team der „use“