Textiles und mehr

Ohne den Biss in den Apfel vom Baum der Erkenntnis hätte Eva ihre Blöße nicht wahrgenommen, und vielleicht würden auch wir heute noch unbekleidet herumlaufen. Doch Spaß beiseite: Wir (ver)brauchen Textilien, inzwischen oft mehr, als nötig wären. Es geht nicht nur um eine wärmende und schützende Hülle, sondern um ein schickes Outfit, individuelles Styling und natürlich um den modischen Aspekt. Keiner möchte da hinterherhinken. Der Mensch ist nicht nur ein Herdentier, sondern unterliegt auch gerne dem Gruppenzwang. Was anderes ist es wohl nicht, wenn „alle“ auf der Jagd nach dem „letzten Schrei“ sind – die Individualität wird dann je nach Portemonnaie und Preisklasse erzielt. Manche schaffen das allerdings auch mit einem kleinen Budget, Mut und Fantasie. Und so geht das: mit Upcycling, Kleidertauschpartys (auch Swap Partys genannt), Secondhand, Nähcafé oder dem – zugegebenermaßen ein bisschen aus der Mode geratenen – Stricken, Stopfen, Flicken, Kürzen oder Verlängern. Das „use“-Herbstheft dreht sich um Textiles. Wir lassen Grafschafter Textilgeschichte Revue passieren, verfolgen den Weg vom Flachs zum Leinen, haben einen Blick in das Tuchmachermuseum in Bramsche geworfen, uns damit befasst, aus welchem Stoff die Kleider sind, in Schüttorf modernste Textilproduktionen kennengelernt, einiges über Gardinenstoffe gelernt und einer Textildesignerin über die Schulter geschaut.

Doch im Heft ist noch mehr enthalten, beispielsweise eine Reportage über „Plattdeutsch im Pflegealltag“ und über das Durchgangslager Westerbork im niederländischen Hooghalen. „use“ lüftet das „Geheimnis der Emsauen“, konnte den
Fernsehgärtner John Langley dafür gewinnen zu verraten, wo das Gärtnern beginnt. Von wegen beim Umgraben, Aussäen oder Pflanzen – er sagt: „Im Kopf.“ Ebenfalls um Pflanzen geht es bei der Geschichte über das Herbarium in Lünne,
doch hier sind es über 100 Jahre alte gepresste Pflanzen. Und natürlich gibt es wieder Essbares: Kartoffelgerichte passend zur Jahreszeit und tolle Einweckrezepte.

Traurig ist „use“ über den Verlust von Peggy Zierleyn aus Nordhorn, die im Sommer plötzlich verstorben ist. Zu ihr und ihrem Mann Alexander hat sich aus der Zusammenarbeit heraus eine Freundschaft entwickelt. Ihre Leidenschaft für
Kräuter hat Peggy Zierleyn in der gemeinsamen Gärtnerei gelebt. Mit einem Nachruf in diesem Heft wollen wir der Verstorbenen gedenken.

Abschiednehmen, Trost und Hoffnung: Darum geht es in dem Gedicht „Herbst“ von Rainer Maria Rilke (siehe seite 3). Ohne den Herbst würde es kein Frühjahr geben. Genießen Sie die Natur in dieser Jahreszeit mit allen Sinnen, die satten, warmen Farben, die würzige Herbstluft, dass die tiefstehende Sonne Ihre Nasenspitze kitzelt, und lassen Sie sich vom ersten Raureif, der die Landschaft verzaubert, begeistern –

Ihr Team der „use“.